Montag, 24. April 2023

«Ich habe bis zum Schluss gekämpft» – so der «Käsekönig» Josef Fluri

Josef Fluri im «Gämsi» in Balsthal. 

Bild: Béatrice Scheurer


«Ich habe bis zum Schluss gekämpft» - so geht es bei «Käsekönig» Josef Fluri nach der politischen Niederlage weiter. 


Die Kandidatur für den Nationalrat wurde dem Solothurner SVP-Aushängeschild verwehrt, als Konsequenz ist Josef Fluri aus dem Kantonsrat zurückgetreten. Winkt dem «Käsekönig» nun das Gemeindepräsidium von Mümliswil?


Aufruhr herrschte in den vergangenen Monaten in der Solothurner SVP: Der Mümliswiler «Käsekönig» und Stimmgarant Josef Fluri wurde für die Nationalratsliste der Partei nicht berücksichtigt. Daraufhin reichte er per Ende März seine Demission aus dem Kantonsrat ein.

Im Demissionsschreiben legte er die Gründe für seinen Rücktritt offen: «Verschiedene, für mich und meine Wählerinnen und Wähler nicht nachvollziehbare Entscheide in meiner kantonalen Parteispitze führten bei mir zu einem so grossen Motivations- und Vertrauensverlust, dass ich von meinem Amt als Kantonsrat zurücktrete.»

Nun, knapp einen Monat später, sitzt Fluri bei einer Tasse Kaffee im Restaurant Gemse in Balsthal. Der SVP-Mann hat die Arbeiterbeiz als Treffpunkt vorgeschlagen, sie liegt direkt gegenüber der «Käsekönig»-Filiale.

Es gehe ihm gut, der Rücktritt aus dem Kantonsrat sei der richtige Entscheid gewesen, sagt Fluri. Von einem Streit innerhalb der SVP will er nichts wissen. Gleich zu Beginn des Gesprächs macht er klar: «Ich werde hier keine Parteikollegen in die Pfanne hauen.» Jenen, die es angegangen sei, habe er seine Meinung direkt ins Gesicht gesagt.

«Das stärkste Pferd wurde nicht berücksichtigt»

«Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich in den Nationalrat wollte», sagt der 53-Jährige, der bei den vergangenen Wahlen 2019 auf dem ersten Ersatzplatz gelandet war. Als Stimmgarant habe er sich Chancen ausrechnen dürfen. «Doch es wurde entschieden, das stärkste Pferd nicht zu berücksichtigen.» Dass er keinen Platz auf der Hauptliste hatte, so der Mümliswiler, sei für ihn ganz klar eine «herbeigeführte politische Niederlage» gewesen.

An der Nominationsversammlung im November kämpfte Josef Fluri vergeblich um einen Platz auf der Nationalratsliste der SVP. 

Bild: Bruno Kissling


Nachdem er in der internen Ausmarchung in der Amtei gegen Beat Künzli aus Laupersdorf den Kürzeren gezogen hatte, weibelte Fluri für den verbleibenden sechsten Platz auf der Nationalratsliste. Doch die Parteileitung entschied sich für Sibylle Jeker aus Büsserach.


«Natürlich gehört eine Frau auf die Nationalratsliste», sagt er. Er habe sich immer schon für die Frauen in der Partei und generell für die Frauenförderung eingesetzt. Doch die Solothurner SVP-Frauen hätten sich, so Fluri, schon früher untereinander austauschen und eine Kandidatin portieren sollen.

Der Rücktritt sei «ehrlich und konsequent»

Heute sagt Fluri: «Ich habe bis zum Schluss gekämpft, das entspricht meiner Art.» Nun müsse er die Niederlage akzeptieren. Der Rückzug aus dem Kantonsrat sei denn nichts als «ehrlich und konsequent» gewesen. «Ich habe mir Zeit gelassen und gehofft, dass die Motivation zurückkommt», sagt er. Doch das sei nicht der Fall gewesen. «So hätte ich das Amt nicht mehr ausüben können, das wäre gegenüber meinen Wählern nicht fair gewesen.»

Das Gerücht, dass er einigen Entscheidungsträgern in der SVP «zu lieb» sei, wischt der 53-Jährige vom Tisch. «Wer mich kennt, weiss, dass ich konsequent bin, hart diskutieren und auch mal laut werden kann.» Doch Fairness und Anstand seien ihm wichtig.

Und: In der Politik müsse man Mehrheiten bilden können. «Mir hatten auch schon ‹stocklinke› Kunden in meinem Verkaufsgeschäft gesagt, dass sie mich wählen, weil mit mir die Diskussion möglich ist – auch wenn unsere Meinungen ganz gegensätzlich sind.»

Freier Posten in Mümliswil

Wie geht es für den «Käsekönig» politisch nun weiter? Fluri lehnt sich mit verschränkten Armen im Stuhl zurück und lacht. «Sie und ich wissen, dass in Mümliswil das Gemeindepräsidium frei wird.» Er sei schon mehrmals auf dieses Amt angesprochen worden. Nun sagt er: «Ich werde nicht kandidieren.»

Der langjährige Gemeindepräsident von Mümliswil, Kurt Bloch, wird 2024 pensioniert. 

Bild: Hanspeter Bärtschi


Der langjährige Gemeindepräsident Kurt Bloch (Mitte) wird im kommenden Jahr pensioniert. Zwar habe er sich durchaus Gedanken über das Amt gemacht, sagt Fluri, doch eine ernsthafte Kandidatur nie in Betracht gezogen. «Mein Ziel war immer der Nationalrat», wiederholt er. «Und nebenbei bemerkt», er lehnt sich wieder nach vorne, «wenn ich Gemeindepräsident hätte werden wollen, wäre ich sicher nicht aus dem Kantonsrat zurückgetreten».

Als Ortparteipräsident der Mümliswiler SVP sei er bei der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Kurt Bloch involviert. Die Parteipolitik sei indes auf der Gemeindeebene zweitrangig. Primär brauche es fähige Leute, der Job sei nicht einfach. «Die SVP wird einer Kandidatur einer anderen Partei sicher keine Steine in den Weg legen, sofern die Person fähig ist», so Fluri.

Für seine Ortspartei werde er sich weiterhin engagieren. Mit dem Gedanken an einen Parteiaustritt habe er ohnehin keine Sekunde gespielt. «Ich lebe nicht nach dem Parteibüchlein, doch zu 90 bis 95 Prozent stimmen meine Werte mit denjenigen der SVP überein.»

Josef und Claudia Fluri haben die Chäsi Balsthal im Jahr 2021 übernommen. 

Bild: Bruno Kissling


Und langweilig werde es ihm bestimmt nicht. Die Firma laufe auf Hochtouren und er freue sich auf mehr Zeit mit seiner Familie. Die politische Karriere gehöre der Vergangenheit an – zumindest vorerst. Josef Fluris Haltung: «Sag niemals nie.»

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