Josef Fluri im «Gämsi» in Balsthal.
Bild: Béatrice Scheurer
«Ich habe bis zum Schluss gekämpft» - so geht es bei «Käsekönig» Josef Fluri nach der politischen Niederlage weiter.
Aufruhr herrschte in den vergangenen Monaten in der Solothurner SVP: Der Mümliswiler «Käsekönig» und Stimmgarant Josef Fluri wurde für die Nationalratsliste der Partei nicht berücksichtigt. Daraufhin reichte er per Ende März seine Demission aus dem Kantonsrat ein.
Im Demissionsschreiben legte er die
Gründe für seinen Rücktritt offen: «Verschiedene, für mich und
meine Wählerinnen und Wähler nicht nachvollziehbare Entscheide in meiner
kantonalen Parteispitze führten bei mir zu einem so grossen Motivations- und
Vertrauensverlust, dass ich von meinem Amt als Kantonsrat zurücktrete.»
Nun, knapp einen Monat später, sitzt Fluri bei einer Tasse
Kaffee im Restaurant Gemse in Balsthal. Der SVP-Mann hat die Arbeiterbeiz als
Treffpunkt vorgeschlagen, sie liegt direkt gegenüber der «Käsekönig»-Filiale.
Es gehe ihm gut, der Rücktritt aus dem Kantonsrat sei der
richtige Entscheid gewesen, sagt Fluri. Von einem Streit innerhalb der SVP will
er nichts wissen. Gleich zu Beginn des Gesprächs macht er klar: «Ich werde hier
keine Parteikollegen in die Pfanne hauen.» Jenen, die es angegangen sei, habe
er seine Meinung direkt ins Gesicht gesagt.
«Das stärkste Pferd wurde nicht berücksichtigt»
«Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich in den
Nationalrat wollte», sagt der 53-Jährige, der bei den vergangenen Wahlen 2019
auf dem ersten Ersatzplatz gelandet war. Als Stimmgarant habe er sich Chancen
ausrechnen dürfen. «Doch es wurde entschieden, das stärkste Pferd nicht zu
berücksichtigen.» Dass er keinen Platz auf der Hauptliste hatte, so der
Mümliswiler, sei für ihn ganz klar eine «herbeigeführte politische Niederlage»
gewesen.
An der Nominationsversammlung im November kämpfte Josef Fluri vergeblich um einen Platz auf der Nationalratsliste der SVP.
Bild: Bruno Kissling
Nachdem er in der internen
Ausmarchung in der Amtei gegen Beat Künzli aus Laupersdorf den
Kürzeren gezogen hatte, weibelte Fluri für den verbleibenden sechsten Platz auf
der Nationalratsliste. Doch die
Parteileitung entschied sich für Sibylle Jeker aus Büsserach.
«Natürlich gehört eine Frau auf die Nationalratsliste», sagt er. Er habe sich
immer schon für die Frauen in der Partei und generell für die Frauenförderung
eingesetzt. Doch die Solothurner SVP-Frauen hätten sich, so Fluri, schon früher
untereinander austauschen und eine Kandidatin portieren sollen.
Der Rücktritt sei «ehrlich und konsequent»
Heute sagt Fluri: «Ich habe bis zum Schluss gekämpft, das entspricht meiner Art.» Nun müsse er die Niederlage akzeptieren. Der Rückzug aus dem Kantonsrat sei denn nichts als «ehrlich und konsequent» gewesen. «Ich habe mir Zeit gelassen und gehofft, dass die Motivation zurückkommt», sagt er. Doch das sei nicht der Fall gewesen. «So hätte ich das Amt nicht mehr ausüben können, das wäre gegenüber meinen Wählern nicht fair gewesen.»
Das Gerücht, dass er einigen Entscheidungsträgern in der SVP «zu lieb» sei, wischt der 53-Jährige vom Tisch. «Wer mich kennt, weiss, dass ich konsequent bin, hart diskutieren und auch mal laut werden kann.» Doch Fairness und Anstand seien ihm wichtig.
Und: In der Politik müsse man Mehrheiten bilden können. «Mir hatten auch schon
‹stocklinke› Kunden in meinem Verkaufsgeschäft gesagt, dass sie mich wählen,
weil mit mir die Diskussion möglich ist – auch wenn unsere Meinungen ganz
gegensätzlich sind.»
Freier Posten in Mümliswil
Wie geht es für den «Käsekönig» politisch nun weiter? Fluri
lehnt sich mit verschränkten Armen im Stuhl zurück und lacht. «Sie und ich
wissen, dass in Mümliswil das Gemeindepräsidium frei wird.» Er sei schon
mehrmals auf dieses Amt angesprochen worden. Nun sagt er: «Ich werde nicht
kandidieren.»
Der langjährige Gemeindepräsident von Mümliswil, Kurt Bloch, wird 2024 pensioniert.
Bild: Hanspeter Bärtschi
Der langjährige Gemeindepräsident Kurt Bloch (Mitte) wird im kommenden Jahr pensioniert. Zwar habe er sich durchaus Gedanken über das Amt gemacht, sagt Fluri, doch eine ernsthafte Kandidatur nie in Betracht gezogen. «Mein Ziel war immer der Nationalrat», wiederholt er. «Und nebenbei bemerkt», er lehnt sich wieder nach vorne, «wenn ich Gemeindepräsident hätte werden wollen, wäre ich sicher nicht aus dem Kantonsrat zurückgetreten».
Als Ortparteipräsident der Mümliswiler SVP sei er bei der Suche
nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger für Kurt Bloch involviert. Die
Parteipolitik sei indes auf der Gemeindeebene zweitrangig. Primär brauche es
fähige Leute, der Job sei nicht einfach. «Die SVP wird einer Kandidatur einer
anderen Partei sicher keine Steine in den Weg legen, sofern die Person fähig
ist», so Fluri.
Für seine Ortspartei werde er sich weiterhin engagieren. Mit dem Gedanken an
einen Parteiaustritt habe er ohnehin keine Sekunde gespielt. «Ich lebe nicht
nach dem Parteibüchlein, doch zu 90 bis 95 Prozent stimmen meine Werte mit
denjenigen der SVP überein.»
Josef und Claudia Fluri haben die Chäsi Balsthal im Jahr 2021 übernommen.
Bild: Bruno Kissling
Und langweilig werde es ihm bestimmt nicht. Die Firma laufe auf Hochtouren und er freue sich auf mehr Zeit mit seiner Familie. Die politische Karriere gehöre der Vergangenheit an – zumindest vorerst. Josef Fluris Haltung: «Sag niemals nie.»
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